„Mein Nachtflug“ mit Dietrich

Eine Woche nach dem olympischen Triathlon in Kallinchen, bei dem viele Teamworker nicht nur gestartet, sondern auch richtig gute Ergebnisse abgeliefert hatten, stand jetzt am vergangenen Wochenende für mich ein kleiner sportlicher Jahreswettkampfhöhepunkt  auf dem Plan. Denn immer am letzten Augustwochende trifft man sich nämlich in Alt-Golm (bei Fürstenwalde) zum 6-Stunden-Mountain-Bike-Nachtrennen. Gefahren wird dabei auf der leicht veränderten Radstrecke des Cross-Duathlons, der hier jährlich im März stattfindet.
Die Daten der Strecke sind schnell aufgezählt: eine Runde hat 6 Km und führt  auf teilweise befestigten und geschotterten, recht breiten Wegen permanent durch den Wald. Aber auch schmale Singletrackabschnitte sind dabei. Diese wiederum haben einige Löcher und Rillen – stellenweise liegt zur Abwechslung dann noch extrem viel loser, lockerer Sand. (vergleichbar dem Ostseestrand) Die gesamte Runde ist prinzipiell leicht kuppiert (70 Höhenmeter) – und wird von einem Anstieg im letzten Teil der Runde gekrönt – bei dem man dann eine fast zweihundert Meter lange Abfahrt genießen kann.
Der Rennmodus ist ganz einfach. Eine reichliche Stunde vorher gibt es eine Einführungsrunde – und das ist auch gut so. Gestartet wird um 17 Uhr. Wer in den 6 Stunden die meisten Runden fährt ist der Sieger. Neben Zweierteams (auch als Mixed) sind auch Einzelstarter unterwegs.
Im Frühjahr hatte ich Dietrich mal von meiner Idee erzählt – und er war sofort bereit, mit mir zu starten. (… „Wie geil ist das denn?“)
Im Vorfeld kamen mir dann aber doch Zweifel, ob Dietrich der richtige Partner sein kann – wir wissen ja alle, wie stark Dietrich Rad fährt – und dass ich ihm keinesfalls dabei das Wasser reichen kann. Also haben wir gemeinsam die Strategie ausgeheckt, dass wir nicht nach jeder Runde wechseln werden, sondern es zuerst mit jeweils zwei Runden probieren. Mit dieser Taktik sind wir dann auch ganz gut durch das Rennen gekommen. So hatte nämlich jeder ungefähr eine halbe Stunde Erholung, während der jeweils andere durch den Wald/die Nacht “flog“.
Zu erwähnen bleibt noch die Tatsache, dass dieses Rennen eigentlich Mountain-Bike-Nachtrennen heißt – aber trotzdem laut der Ausschreibung alle Velos zugelassen sind. Also war uns beiden sofort klar, dass wir unsere Crosser an den Start bringen werden. Gesagt – getan: Dietrich startete als Erster – und ich wartete und wartete und wartete….
Bereits kurz nach dem Start hat er nämlich mitten im Wald einen Durchschlag im Vorderreifen, was ihn dazu zwang, ihn an Ort und Stelle zu wechseln (Innerhalb des Teams darf nur in der Wechselzone gewechselt werden – ihr kennt das ja alle) Notdürftig mit neuer Luft im Ersatzreifen kam er dann angeflogen und wir hatten jetzt schon ordentlich Rückstand. Dietrich hat sich dann deshalb gleich nach dieser Runde um sein Rad gekümmert, währenddessen ich aus der Wechselzone einen sauberen Kaltstart hingelegt habe.
Schon auf der Einführungsrunde hab ich die besondere Anforderung an das Fahren mit dem Crosser gespürt. Die vielen Wurzeln, Rillen und der lose Sand haben mich dann im Wettkampf mehr geschlaucht, wie alles andere. Zumindest dachte ich das zu diesem Zeitpunkt noch. Denn der Abend hatte noch nicht einmal begonnen und die Dämmerung sollte erst noch kommen. Die erste Runde nach dem jeweiligen Wechsel war für mich immer recht mühsam – die zweite gefühlsmäßig immer besser. Generell sind über die gesamte Renndauer – einschließlich der Runden in der absoluten Dunkelheit – unsere Rundenzeiten sehr konstant gewesen. Hut ab Dietrich – du bist gefahren wie eine Maschine.
Kurz nach 20 Uhr mussten dann die vorgeschriebenen Beleuchtungen an den Bikes angeschaltet werden – und der Wahnsinn wurde jetzt noch einmal überboten.
Ich liebe ja das Fahren durch den Wald und habe auch keine Ängste, dies mal etwas schneller zu tun. Hier auf dieser Runde bin ich aber jetzt, mit zunehmender Dunkelheit, schnell an meine Grenzen gestoßen. Abgerissene Äste und Zweige, Querrillen (wo vorher noch keine waren…), Löcher, Spurrillen, Gras, Sand, Sand, Sand und diese lange Abfahrt haben mir extrem zugesetzt.
Carsten hatte mir für das Rennen extra seine gute Radbeleuchtung geliehen. DANKE. Leider hat auch da die Defekthexe zugeschlagen – und sich das Radlicht nach der ersten der beiden Radrunden verabschiedet. Bin dann irgendwie wieder zur Wechselzone zurückgekommen – mit fliegendem Puls, im Dunkeln, im Wald, im Wettkampf. LEKTIONEN IN DEMUT. Bin dabei ganz still geworden und war froh, dass nun erst mal wieder Dietrich fahren konnte. Aber der brachte völlig abgeklärt seine beiden Radrunden hinter sich und ich hab mich wieder aufs Rad geschwungen, diesmal mit meiner Stirnlampe. Die neue Erfahrung für mich heißt jetzt, dass Stirnlampen für das Laufen gut und ausreichend – für das Fliegen durch die Nacht und im Wald jedoch einfach nur unzureichende Lichtquellen sind!!!
Dafür verstehe ich jetzt den Begriff “Nachtflug“ viel besser. Denn in einer meiner weiteren Runden hat mich dann mein Rad auf der Abfahrt im wahrsten Sinne des Wortes überholt. Aber aufgrund des losen Sandes war das halb so schlimm. Der Schreck dabei war schlimmer als alles andere.
Die letzten anderthalb Stunden wurden dann für uns beide noch einmal richtig fordernd. Nicht nur, dass ich wenig Licht durch die Stirnlampe hatte, sondern weil dann auch noch stellenweise ziemlich starker Regen bis zum Zielschluss einsetzte. Tolle Bilder sieht man dann in der Nacht im Wald. Extrem schlechtes Licht, Pfade und Wege die man mehr spürt anstatt sie zu sehen, klatschender Regen im Gesicht und andere Fahrer, die man nur am Schein ihrer Lampen erkennt.
Auch hat sich dann der Kreis noch geschlossen für uns beide. Nach dem Reifendurchschlag bei Dietrich und dem Ausfall meiner Radlampe, durchschlug es mir dann noch den Hinterreifen. Also wechseln – kalte, nasse und steife Finger, dreckig; kein ausreichendes Licht. EGAL. Jetzt zählte sowieso nur noch das Finishen.
Unsere letzte Runde konnten wir dann nicht mehr in die Wertung bringen – ich war eine knappe Minute nach Zielschluss über die Ziellinie gekommen.
Aber das war uns beiden auch herzlich egal. Wir sind ins Ziel gekommen (gesund und munter) und hatten wirklich Spaß.
Gefahren sind wir in den sechs Stunden 22 Runden, 130 Km – und sind damit zufrieden.
Dietrich und ich hatten eine tolle Zeit beim Nachtrennen – und wir werden im kommenden Jahr wieder dort sein. Ich freue mich – und danke dir, Dietrich.
Das Weizenbier danach haben wir uns redlich verdient!

Wer Lust hat, sich dazu ein paar Infos zu besorgen, der fragt uns oder der schaue unter www.TV-fuerstenwalde.org selber nach.

Dietrich und Björn

 

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